Beaucoudray, Geschichte, Leben ....

Dokumentarbericht.

" Wer die Vergangenheit nicht vergessen kann, ist gezwungen fortzuleben."

 

General de Gaulle teilte am 6. Juni 1944 auf B.B.C mit: „Die Schlacht hat begonnen." Am Abend vor dem D-Day wurden die Widerstandsorganisationen informiert. Ehemalige Widerstandskämpfer erinnern sich sehr gut an die verschlüsselten Funksprüche: „Der Ruf des Pflügers in nebligem Morgen" oder „es ist heiß in Suez". Das ist der Anfang aller Aktionen. In der Nacht vom 5. Juni wurde der Plan VIOLET aufgerufen, Sabotageakte gegen sämtliche deutschen Kommunikationsmittel wurden ausgeführt. Einer der nationalen Führenden der „Résistance P.T.T." Ernest Pruvost versteckte sich bei Mr Fillâtre in Villebaudon, er war verantwortlich für viele Sabotageakte an deutschen Telefonleitungen. Die erste Welle der Invasionsarmee setzte von Großbritannien nach Frankreich über und erlitt enorme Verluste. Die große Anstrengung der Partisanen hatte auch seinen Preis. Die Widerstandsbewegung in Villebaudon – Beaucoudray erlitt große Verluste, viele wurden 9 Tage nach der Befreiung der Alliierten von einer S.S. Division exekutiert. Louis Mexandeau erklärt 1982: „Seit 38 Jahre bleiben die elf Martyrer in unserer Erinnerung, Ihre Aufopferung für die Freiheit bleibt unvergessen". „Die Toten regieren die Lebenden" sagte August Conte aus.

Henri Le Veille, Partisane der Normandie, übernahm September 1941 die Führung der Widerstandsorganisation. Die Hauptaktion bestand daraus, Männer zu rekrutieren welche dann mit allen Mitteln der deutschen Besatzung wiederstehen, und sämtliche Informationen über deren Truppenbewegungen und Kommunikationsmittel weiterleiteten.

1942 ist dann die Organisation soweit ausgebaut, dass sie nun Mitteilungen der deutschen Besatzung dekodieren können.

Im Laufe der Jahre nahm die Anzahl der Widerstandskämpfer zu. Anfang 1944 sind ungefähr 50 Personen pro Departement aktiv. Die Aktionen nahmen an Gewicht zu, vor allem die Sabotageakte der Telefonlinien un der Munitionstransporte, sowie deutsche Munitionsnachschübe durch Fallschirmabwürfe abzuwarten und einzusammeln. In der Nacht vom 9. Mai 1944, brummten die Flugzeuge über der kleinen Gemeinde Sainte-Marie-Outre-l’eau, in der Nähe von Pont-Farcy. Plötzlich, tauchten Schatten von Fallschirmen auf. Dumpf schlagen die Container, gefüllt mit Gewehren, Munition und anderen Explosivkörper auf. Alles in allem 3 Tonnen! Die Partisanen sammelten schnell ein. Vollbeladene Kleinbusse der P.T.T fuhren dann Richtung Beaucoudray. In einem unbewohnten Bauernhof, isoliert am Ende eines kleinen Saumpfades, wurde schnell entladen und in einem Estrich zwischengelagert: E. Pruvost und die „Résistance P.T.T." eigneten sich soeben einen Fallschirmabwurf deutscher Kriegsware an. 26 Tage vergingen. Einige Stunden vor der Invasion, mit Ruhe und Methodik, sabotierten die Partisanen Telefonlinien und Bahnlinien. Anschließend trafen sie sich um 6 Uhr morgens im kleinen, isolierten Bauernhof. Sie erwarteten den Funkspruch der Verstärkung der Alliierten ab.

„Der Ruf des Pflügers.." : ist der Aufruf zur Sabotierung. Nach Ausführung vieler Sabotageakten, trafen sie sich in Beaucoudray. Am 14. wurde in der Nähe des Bauernhofes ein Fahrzeug mit zwei deutschen Soldaten entdeckt. Hat sich der Fahrer verirrt? Plötzlich aber wurde angegriffen! Von drei Seiten stürmten bewaffnete deutsche Soldaten Richtung Bauernhaus. An diesem 14. Juni haben deutsche Besatzer die Widerstandskämpfer entdeckt.

Die Widerstandskämpfer, In einem Stall in Villebaudon zusammengepfercht, wurden am andern Tag gegen 4 Uhr früh in ein Lager transportiert. Um 4h30 wurden sie exekutiert und in einem Kommunalgrab vergraben. Am 28. Juli 1944 wurde dann Villebaudon durch die zweite amerikanische Division befreit.

Bei der Exhumierung wurde festgestellt, dass einige Männer Brandwunden trugen, oder Rippen gebrochen hatten. Sie hatten aber nichts verraten, denn ein einziger, nicht entdeckter Widerstandskämpfer, blieb unbehelligt. Mit Draht wurde ihnen die Hände auf den Rücken gebunden und mit einem Genickschuss getötet, die Deutschen nahm ihnen ihr Leben, aber nicht ihre Ehre!

Geschichte der französischen Widerstandsbewegung oder wie eine Organisation stirbt..

Im Morgengrauen des 15. Juni 1944, am Rande eines Weidelandes in der kleinen Gemeinde von Beaucoudray, erlagen elf Mitglieder der „Résistance P.T.T." von Saint-Lô unter deutschen Kugeln. So endete eine, seit langem vorbereitete Aktion, tragisch. Sie hatten in der Nacht vom 5. Juni 1944, im Rahmen des Planes VIOLET, systematische Sabotageakte an deutschen Telefoneinrichtungen ausgeführt. Eine Aktion, die hinter den feindlichen Linien fortgesetzt werden sollte, aber die das Fehlen von Männern, und besonders Materialien unmöglich machte.

Andere wiederum haben geschrieben, wie das Vorgehen der Widerstandsgruppe hätte sein können – in Saint-Lô, Ende 1940 von Marcel Richer gegründet –vor allem wurden unter den Postbeamten Widerstandskämpfer rekrutiert – welche in erster Linie Informationen den Alliierten über die deutsche Verteidigung weitergeben sollten – Spähergruppen, D.C.A.-Geschütze, Truppenbewegungen – schlussendlich technische und bewaffnete Hilfe hinter der deutschen Linie bei Durchbruch der Front. Eine Verstärkung von Fallschirmjägern wurde bei dieser Aktion erwartet.

Leider kam die erwartete Verstärkung der Special A.I.R. nicht. Die Partisanen welche sich nach großen Sabotageakten an deutschen Telefonverbindungen im Bauernhof des Dorfes Le Bois zurückgezogen und isoliert hatten, gingen zum Angriff über. Der Durchbruch der Front kam aber nicht zustande..

Indiskretionen und vielleicht auch Unaufmerksamkeiten erlaubte einer Gruppe deutscher Zivilisten, welche sich im Dorf La Réauté aufhielten, junge Männer, welche weit entfernt das Verhalten von Dorfbewohnern aufzeigten, zu denunzieren.

Die Partisanen verbrachten die Nacht an Ort, und am Morgen des 14. Juni drangen dann deutsche Soldaten zum Bauernhof vor. Es fand keine Reaktion statt. Ein Fehler, die Männer waren zu sehr verteilt...falsch... die Zivilisten, zusammen mit den deutschen Soldaten, drangen um 10h30 in Überzahl und stark bewaffnet, vor. Der Bauernhof war schnell umzingelt. Ein überraschter Widerstandskämpfer, welcher Wache stand, wurde schnell entwaffnet. Im Bauernhaus ahnte man nichts, das Mittagessen wurde vorbereitet. Schüsse fielen. Guy, ein Partisane fiel, mit einer Kugel im Schenkel. Ernest Pruvost, der nationale Verantwortliche der Organisation, rasierte sich draußen und es gelang ihm, sich im Dickicht zu verstecken. Drei weiteren gelang es ebenfalls sich zu verbergen: Richer, Deschamps, Raoult...

Crouzeau, aufgeboten die Hände zu erheben gelang es, seinen Gegner mit seinem Revolver niederzuschießen, musste sich aber ergeben. Er wurde als Anführer angesehen. Nach langem Verhör , und um seine Leute zu schützen, deklarierte Crouzeau ganz klar: „Wir sind gegen euch!"...

Mme Leblond welche, zusammen mit seinem 11-jährigen Sohn, die Aufgabe hatte, die Umgebung des Bauernhauses zu beobachten, wurde auch verhört. Beide entwischten der Exekutierung wie durch ein Wunder...

Die Gruppe war viel größer als vorgesehen, zahlreiche Einwohner der Gegend wurden in die Widerstandsorganisation hineingezogen, und somit begannen die Deutschen mit der Hetzjagd. Sie sperrten die ganze Region ab, und jede "verdächtige" Person wurde ununterbrochen verhört.

Dank der Hilfe eines Jungen aus der Bekanntschaft von Bernard Lalle, gelang es Alphonse Fillâtre, zusammen mit seiner Ehefrau und einem jungen Verwandten, die Wachsamkeit der Deutschen und jene der Hunde zu täuschen, und konnten fliehen.

Alle Suchaktionen verliefen erfolglos. Kein anderer Widerstandskämpfer wurde mehr gefunden. Kann sich die Organisation nicht wieder zusammenfinden? Die Verstärkung der Fallschirmjäger kommt nicht wie vorgesehen um den Partisanen zu helfen? Man musste dem abhelfen. Nach einer starken Bombardierung durch die Alliierten, entschieden die Deutschen am Abend, die Gefangenen in das Dorf La Réauté zu transferieren. Sie wurden unter sehr starker Bewachung in einem Stall eingeschlossen.

15. Juni – 4 Uhr morgens – ein Lastwagen startet brüsk – laute Stimmen wurden wahr. Nach einigen Minuten –Maschinengewehrsalven widerhallten bei Tagesbeginn – 11 tapfere Männer wurden erschossen.

Die Körper der Widerstandkämpfer wurden bei der Befreiung Anfang August aufgefunden: 4 lagen auf der einen, 7 auf der anderen Seite, genau an der Stelle, wo sich das Monument heute befindet. Sie waren zu zweit aneinandergebunden. Man fand auf einem Körper das Band der F.F.I. ((Forces Françaises de l'Intérieur) eine illusorische Schatten-Armee, welche die deutsche Besatzung nie anerkannt hatte.

Jedes Jahr, jeweils am ersten Sonntag nach dem 15. Juni, nimmt eine immer zahlreichere Menge an der Gedächtniszeremonie teil. Vielleicht um den Satz des Poeten zu erläutern:

„...Ja ich sterbe, es lebe die Freiheit"


Saint-Lô

Die Hoffnung kam vom Meer: Am 6. Juni 1944, bei Tagesanbruch, beginnt der sogenannte D-Day. Für die Alliierten war Saint-Lô eine Schlüsselstadt der Deutschen, und musste somit zerstört werden. Am selben Tag noch, bombardierten sie den Bahnhof. In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni dröhnten Hunderte von Bomber über der Stadt. Saint-Lô fiel unter den Bomben und wurde fast total zerstört. Das Verteilen von Flugblättern aus der Luft, welche die Bevölkerung aufforderten Saint-Lô zu verlassen, schlug fehl. Viele Zivilisten wurden getötet, über 200 Gefangene, welche von der deutschen Besatzungsmacht in den Gefängnissen eingeschlossen wurden, mussten während der Bombardierung das Leben lassen. Das Eingangsportal ist erhalten geblieben. Der einzige Ausweg für die Flüchtlinge waren die kleinen Pfade rund um die Stadt. Das unzugängliche Gelände mit Sumpf, Gestrüpp und Hecken, verzögerte den Vormarsch der Alliierten. Am 29. Juni griff Major Howie mit der 29. US-Division, an. Er wurde im Verlauf der Kämpfe getötet. Sein Körper, von seinen Männern getragen, wurde als erster nach Saint-Lô getragen. Gegen 18 Uhr drangen dann die Alliierten in die Stadt. Straßenschlachten wurden ausgetragen. Der Feind trotzte bis am 24.

Die Stadt wurde zu 95% zerstört. Eine Hauptstadt, bestehend aus Ruinen, eine Wüste ohne Leben. Die Behörden wurden vor eine schwierige Aufgabe gestellt: die Stadt so zu belassen wie sie ist, eine Ruine mit Stacheldrahtzäunen, als Zeuge einer Stadt der Martyrer, oder wie es Frédéric Pottecher vorschlug, wenige Kilometer weiter, eine neue Stadt zu erbauen. Die Verantwortlichen und die Bevölkerung bevorzugten aber, an diesem Ort, wo sie zuhause sind, weiterzuleben. Mit großer Hartnäckigkeit von Roger Ferdinand, Georges Lavalley und Auguste Lefrançois wurde der Wiederaufbau begonnen. Die deutschen Gefangenen wurden zur Aufräumung befohlen. Am 10. Juni 1945 bekundete General de Gaulle, Vorsitzender der provisorischen Regierung, seine Unterstützung der stark geprüften Bevölkerung. Eine internationale Solidarität formte sich. Schweiz, Schweden oder Irland... sandten Baracken und Baumaterialien für die Obdachlosen.

André Hilt, Architekt des Wiederaufbaus der Stadt, schlug vor, das Befestigungswerk zu verschieben. Präsident Auriol setzte am 6. Juni 1948 den ersten Stein zum Wiederaufbau. Marcel Mersier, Nachfolger von André Hilt, verwendete für den Wiederaufbau seine ganze Energie, dies während 20 Jahren!

Die Amerikaner, zusammen mit dem Architekten Nelson, errichteten das Spital France-Etats Unis. Zu dieser Zeit war das Spital das modernste in ganz Europa. Eine Freske von Fernand Léger ziert den Eingang des Gebäudes. Die Präfektur, welche nach Coutances verlegt wurde, kehrte 1953 nach Saint-Lô zurück. Das Theater wurde 1963 eingeweiht, ein Zeichen zur Fertigstellung der Stadt. Es erhielt den Namen von Saint-Lois Roger Ferdinand, Direktor des nationalen Konservatoriums für Kunst und Dramatik.